Kennen Sie das Sprichwort "Dem Elch eine Gasmaske verkaufen"? Das sagt man bei uns von jemandem, der sehr tüchtig ist, und ich möchte jetzt erzählen, wie es zu diesem Sprichwort gekommen ist.
Es gab einmal einen Verkäufer, der war dafür berühmt, daß er allen etwas verkaufen konnte.
Er hatte schon einem Zahnarzt eine Zahnbürste verkauft, einem Bäcker ein Brot und einem Blinden einen Fernsehapparat.
"Ein wirklich guter Verkäufer bist du aber erst", sagten seine Freunde zu ihm, "wenn du einem Elch eine Gasmaske verkaufst."
Da ging der Verkäufer so weit nach Norden, bis er in einen Wald kam, in dem nur Elche wohnten. "Guten Tag", sagte er zum ersten Elch, den er traf, "Sie brauchen bestimmt eine Gasmaske." "Wozu?" fragte der Elch. "Die Luft ist gut hier." "Alle haben heutzutage eine Gasmaske", sagte der Verkäufer. "Es tut mir leid", sagte der Elch, "aber ich brauche keine." "Warten Sie nur", sagte der Verkäufer, "Sie brauchen schon noch eine."
Und wenig später begann er mitten in dem Wald, in dem nur Elche wohnten, eine Fabrik zu bauen. Als die Fabrik fertig war, stiegen soviel giftige Abgase aus dem Schornstein, daß der Elch bald zum Verkäufer kam und zu ihm sagte: "Jetzt brauche ich eine Gasmaske." "Das habe ich gedacht", sagte der Verkäufer und verkaufte ihm sofort eine. "Qualitätsware!" sagte er lustig. "Die anderen Elche", sagte der Elch, "brauchen jetzt auch Gasmasken. Hast du noch mehr?" (Elche kennen die Höflichkeitsform mit "Sie" nicht.) "Da habt ihr Glück", sagte der Verkäufer, "ich habe noch Tausende."
"Übringens", sagte der Elch, "was machst du in deiner Fabrik?" "Gasmasken", sagte der Verkäufer
PS: Ich weiß doch nicht genau, ob es ein schweizerisches oder ein schwedisches Sprichwort ist, aber die beiden Länder werden ja oft verwechselt.
Franz Hohler: Der Verkäufer und der Elch. In: Ein eigenartiger Tag. © by Hermann Luchterhand Verlag Darmstadt/Neuwied. Jetzt: Luchterhand Literaturverlag. S. 74-75.